
SULZBACH:Mini-Renten und Arbeitslosigkeit zwingen auch in Sulzbach vielen einen Alltag voller Entbehrungen auf. Sogar das Essen wird mitunter knapp. Doch es gibt Hilfe. Mitten in der Stadt erhalten die Menschen haltbare Lebensmittel.
Etwa ein halbes Dutzend Bedürftige kam zur Eröffnung der Lebensmittelausgabe im Kirner Eck. Die Stadt Sulzbach organisiert diese ab jetzt jeden Dienstag von 11 bis 14 Uhr im Nebenzimmer der ehemaligen Gastronomie, Eingang Auguststraße. Ausgegeben werden haltbare Lebensmittel gegen Vorlage des Sozialausweises.
„Gerne können auch ältere Leute kommen, die nicht so viel Rente bekommen“, merkt Marliese Stay an. Hierfür könne man einfach den Rentenbescheid vorzeigen.
Das Mitglied der Linke-Fraktion im Sulzbacher Stadtrat kümmert sich ehrenamtlich um die Lebensmittelausgabe. „Ich habe ein großes Herz und ein bisschen Zeit“, sagt Stay. Bei einem Gespräch mit Bürgermeister Michael Adam habe sie sich freiwillig gemeldet.
Lisa Schmitt, Hannelore Vatter und Karsten Hehn verteilen mit Stay die Lebensmittel. Sie geben beispielsweise Nudeln, Reis, Tee, Kaffee, Zucker, Knödel, Mehl oder Konserven an die Bedürftigen ab. In etwa einem Jahr wollen sie schauen, wie die Sulzbacher das Angebot annehmen.
Auch wenn die Lebensmittelausgabe an das Konzept der Tafeln erinnert, betont Verwaltungschef Adam, dass die Stadt „keine Konkurrenz“ schaffen wolle. Er sehe die Versorgung der immer größer werdenden Zahl von Bedürftigen als eine gesamtgesellschaftliche und nicht als kommunale Aufgabe. Zudem sollen keine Bezugsquellen der Tafeln angegangen werden.
Die Spenden für die ausgegebenen Lebensmittel kämen rein über private Zuwendungen und durch eine Spende der Stadtwerke, durch die man auch einen Teil der Regale besorgen konnte. Falls sich in Sulzbach wieder eine Tafel oder ein anderer Verein um die Lebensmittelausgabe kümmern wolle, werde man die aufgebaute Infrastruktur übergeben.
Zu der Ausgabe der haltbaren Lebensmittel soll ab Februar noch eine Suppenküche hinzukommen. Die Suppe, die vom Caritasverband in Neuweiler und von der Sulzbacher Arbeiterwohlfahrt (Awo) zur Verfügung gestellt wird, werde jedoch explizit nicht nur gegen Vorlage des Sozialausweises ausgegeben. Vielmehr solle so ein zusätzlicher Treffpunkt für Senioren geschaffen werden oder für Kinder, die zu Hause keine warme Mahlzeit bekommen und sich dies in der Schule nicht leisten können.
Passend zum Namen des ehemaligen Restaurants Kirner Eck wurde die Lebensmittelausgabe übrigens „Ess-Eck“ genannt. Hinzu kommt die Kleiderausgabe, das „Kleider-Eck“, wo sich Bedürftige am jedem Dienstag und Donnerstag jeweils zwischen 14 und 19 Uhr Kleidung auswählen können.
Das Kirner Eck wurde der Stadt vom ehemaligen Betreiber Hans Blischke, der immer auch als „Kümmerer“ mitarbeitet, vermietet. Immer dankbar sei er für Spenden von Matratzen oder Betten. Damit würden die Zimmer des ehemaligen Hotels bestückt, in denen beispielsweise Flüchtlinge oder andere Hilfsbedürftige wie Opfer des Hochwassers im vergangenen Jahr untergebracht seien